Schule
und Studium sind für viele häufig mit Frustration und Enttäuschung
verbunden. Lernen von Inhalten, die dem Einzelnem später kaum Nutzen
bringen. Für die meisten ist diese Zeit mit nutzloser Zeit verknüpft.
Dinge, die man wissen will, lernt man dagegen leichter. Dafür gibt es
Beispiele wie die Knowmads Business School in Amsterdam, die am
Infoabend vorgestellt wurde. Sie war Auslöser für Holger Kreft und
Andreas Bangemann, eine andere Art des Lernens zu ermöglichen. Darum
soll in Wuppertal ein neuer Lernort entstehen. Am 20.03.2015 gab es dazu
einen Infoabend.
Hamsterrad oder die eigenen Träume
verwirklichen? Eine Szenische Darstellung ist eindrücklicher als ein
Frontalvortrag. Das dachte sich das Kernteam des Lernorts und bot als
Einstieg an diesem Abend den zahlreichen Interessierten den ganz
normalen Wahnsinn vom Lernen und Arbeiten.
1. Szenische Darstellung
Die
Darsteller deuteten im Rahmen ihres ca. 25 minütigen Stückes den
Zusammenhang an, den sie zwischen der Bildung und dem Wirtschaftssystem
v.a. der letzten drei Jahrzehnte sehen. Sie machten anschaulich, wie
jede(r) dazu beiträgt, die Rahmenbedingungen mitzutragen, die dazu
führen, dass Menschen die unpassenden Berufe auswählen und sich in den
Berufen, die sie auswählen, nicht wohlfühlen und dann selbst auch wieder Entscheidungen treffen, die unangenehme Folgen für andere Menschen haben. Und wie bestimmte
Grundlagen wie etwa die Zinseszins-Rechnung die aktuelle
Wirtschaftsordnung tragen und damit auch die Handlungslogiken aller
Akteure mitbestimmen – ob die Protagonisten im Stück später als
Berufstätige nun eher zu den Entscheidern gehören oder nicht.
Das
Stück führte über mehrere Entwicklungsstufen. Es begann mit den Verhältnissen im
Klassenraum in der Schulzeit, geprägt durch Desinteresse, Missgunst und
Konkurrenzdenken bei den Schülern, Gleichgültigkeit und Zynismus seitens
des Lehrers. Es ging weiter über den späteren beruflichen Alltagswahnsinn (durch innere
Monologe oder Telefongespräche, die die vermeintlichen Sachzwänge
veranschaulichen), vorgegeben durch die Logik der globalen Finanzströme
und die verschiedenen anderen Triebkräfte. Veranschaulicht wurde dies
durch das Geschrei vom Parketthandel an der Börse und einem Chart mit
dem steigenden Dax-Kurs, durch zunehmende Hektik und Aggression und
schließlich den Börsencrash von apokalyptischen Ausmaßen, verdeutlicht
durch die Schlussszene aus dem Film ´Fight Club´. Dann folgte eine Art
Katharsis, Ernüchterung und Selbstreflexion der Protagonisten.
Schließlich gestanden sie sich ihre eigenen Nöte, Triebfedern und heimlichen Wünsche ein und offenbarten sie dem Publikum.
Die abschließend gestellte Frage führte aus dem Stück heraus und bereits in die aktuelle Realität des Tagungshauses hinein:
Können die Anwesenden einen Lernort gestalten, an dem sie ihre Träume verwirklichen können?
Diese
Frage wurde von den zahlreichen Anwesenden eindeutig mit Ja
beantwortet. Klar ist: Der Lernort Wuppertal kann eine gute Möglichkeit
für viele Traumverwirklichungen sein. Das ergab die lebhafte Diskussion.
2. Die Knowmads Business School in Amsterdam
Das
Theaterstück war die Steilvorlage für den Referenten Ivo Degn, der vom
Modell der Knowmads berichtete, die eine Art weitgehend
selbstorganisierte Schule darstellt. Sie wurde von Pieter Spinder ins Leben gerufen und gehört den dort Lernenden. Ivo hat ein Jahr an der
Knowmads Business School in Amsterdam gelernt und baut nun mit einem
Partner die Knowmads in Sevilla, Spanien, auf.
Zahlreiche Fragen der
Teilnehmer richteten sich darauf, wie die Knowmads nun "funktionieren": Was bedeutet Führung für die Knowmads und wie
werden Entscheidungen getroffen und wie trägt sich die Einrichtung? Wenn man nun verstehen will, was
genau die Knowmads sind, ist das nicht so leicht zu erklären, denn der
Begriff ´Schule´ trifft es auch nicht so genau: Ivo beschrieb die Knowmads
als einen Raum für Persönlichkeitsentwicklung mit angeschlossener Möglicheit zur Existenzgründung, unterstützt durch das Leitungsteam und dessen großes Netzwerk. Man könne auch sagen,
die Knowmads seien selbst als ein Entwicklungsprozess einer Gruppe von
Menschen zu verstehen, die sich gemeinsam mit ihrer wenig formalisierten
Einrichtung entwickeln.
Die Absolventen der Knowmads Business
School organisieren sich eben selbst und sind damit erfolgreich.
Erfolgreich in diesem Zusammenhang bedeutet: Die Knowmads lernen für sich selbst,
und sie lernen, dass sie selbst aktiv werden müssen und dürfen, wenn sie
etwas lernen wollen. Nur wer sich selbst für sein Lernen engagiert,
wird wirklich lernen. Liest sich für manchen sicherlich sehr
anarchistisch. Aber das, was ein Mensch lernen will, ist ihm wichtig,
bleibt in seinem Gedächtnis und bringt ihm Nutzen, indem es auch seine
Entfaltung fördert.
3. Fragen zum Konzept des Lernorts Wuppertal
Im
letzten Teil der Veranstaltung richtete das Lernortteam den Fokus auf
das geplante Vorhaben am Ort. Fragen zum Konzept wurden gestellt. Wer
teilnehmen kann etc.. Zur Vertiefung wurde der nächste Termin angeboten:
Ein Wochenende (10.-12.04.2015) mit der Open Space-Methode.
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