Dienstag, 28. April 2015

Lernort Wuppertal führt aus dem ganz normalen Wahnsinn in die Freiheit

Schule und Studium sind für viele häufig mit Frustration und Enttäuschung verbunden. Lernen von Inhalten, die dem Einzelnem später kaum Nutzen bringen. Für die meisten ist diese Zeit mit nutzloser Zeit verknüpft. Dinge, die man wissen will, lernt man dagegen leichter. Dafür gibt es Beispiele wie die Knowmads Business School in Amsterdam, die am Infoabend vorgestellt wurde. Sie war Auslöser für Holger Kreft und Andreas Bangemann, eine andere Art des Lernens zu ermöglichen. Darum soll in Wuppertal ein neuer Lernort entstehen. Am 20.03.2015 gab es dazu einen Infoabend.

Hamsterrad oder die eigenen Träume verwirklichen? Eine Szenische Darstellung ist eindrücklicher als ein Frontalvortrag. Das dachte sich das Kernteam des Lernorts und bot als Einstieg an diesem Abend den zahlreichen Interessierten den ganz normalen Wahnsinn vom Lernen und Arbeiten.

1. Szenische Darstellung
Die Darsteller deuteten im Rahmen ihres ca. 25 minütigen Stückes den Zusammenhang an, den sie zwischen der Bildung und dem Wirtschaftssystem v.a. der letzten drei Jahrzehnte sehen. Sie machten anschaulich, wie jede(r) dazu beiträgt, die Rahmenbedingungen mitzutragen, die dazu führen, dass Menschen die unpassenden Berufe auswählen und sich in den Berufen, die sie auswählen, nicht wohlfühlen und dann selbst auch wieder Entscheidungen treffen, die unangenehme Folgen für andere Menschen haben. Und wie bestimmte Grundlagen wie etwa die Zinseszins-Rechnung die aktuelle Wirtschaftsordnung tragen und damit auch die Handlungslogiken aller Akteure mitbestimmen – ob die Protagonisten im Stück später als Berufstätige nun eher zu den Entscheidern gehören oder nicht.

Das Stück führte über mehrere Entwicklungsstufen. Es begann mit den Verhältnissen im Klassenraum in der Schulzeit, geprägt durch Desinteresse, Missgunst und Konkurrenzdenken bei den Schülern, Gleichgültigkeit und Zynismus seitens des Lehrers. Es ging weiter über den späteren beruflichen Alltagswahnsinn (durch innere Monologe oder Telefongespräche, die die vermeintlichen Sachzwänge veranschaulichen), vorgegeben durch die Logik der globalen Finanzströme und die verschiedenen anderen Triebkräfte. Veranschaulicht wurde dies durch das Geschrei vom Parketthandel an der Börse und einem Chart mit dem steigenden Dax-Kurs, durch zunehmende Hektik und Aggression und schließlich den Börsencrash von apokalyptischen Ausmaßen, verdeutlicht durch die Schlussszene aus dem Film ´Fight Club´. Dann folgte eine Art Katharsis, Ernüchterung und Selbstreflexion der Protagonisten.
Schließlich gestanden sie sich ihre eigenen Nöte, Triebfedern und heimlichen Wünsche ein und offenbarten sie dem Publikum.

Die abschließend gestellte Frage führte aus dem Stück heraus und bereits in die aktuelle Realität des Tagungshauses hinein:
Können die Anwesenden einen Lernort gestalten, an dem sie ihre Träume verwirklichen können?

Diese Frage wurde von den zahlreichen Anwesenden eindeutig mit Ja beantwortet. Klar ist: Der Lernort Wuppertal kann eine gute Möglichkeit für viele Traumverwirklichungen sein. Das ergab die lebhafte Diskussion.

2. Die Knowmads Business School in Amsterdam
Das Theaterstück war die Steilvorlage für den Referenten Ivo Degn, der vom Modell der Knowmads berichtete, die eine Art weitgehend selbstorganisierte Schule darstellt. Sie wurde von Pieter Spinder ins Leben gerufen und gehört den dort Lernenden. Ivo hat ein Jahr an der Knowmads Business School in Amsterdam gelernt und baut nun mit einem Partner die Knowmads in Sevilla, Spanien, auf.
Zahlreiche Fragen der Teilnehmer richteten sich darauf, wie die Knowmads nun "funktionieren": Was bedeutet Führung für die Knowmads und wie werden Entscheidungen getroffen und wie trägt sich die Einrichtung? Wenn man nun verstehen will, was genau die Knowmads sind, ist das nicht so leicht zu erklären, denn der Begriff ´Schule´ trifft es auch nicht so genau: Ivo beschrieb die Knowmads als einen Raum für Persönlichkeitsentwicklung mit angeschlossener Möglicheit zur Existenzgründung, unterstützt durch das Leitungsteam und dessen großes Netzwerk. Man könne auch sagen, die Knowmads seien selbst als ein Entwicklungsprozess einer Gruppe von Menschen zu verstehen, die sich gemeinsam mit ihrer wenig formalisierten Einrichtung entwickeln.

Die Absolventen der Knowmads Business School organisieren sich eben selbst und sind damit  erfolgreich. Erfolgreich in diesem Zusammenhang bedeutet: Die Knowmads lernen für sich selbst, und sie lernen, dass sie selbst aktiv werden müssen und dürfen, wenn sie etwas lernen wollen. Nur wer sich selbst für sein Lernen engagiert, wird wirklich lernen. Liest sich für manchen sicherlich sehr anarchistisch. Aber das, was ein Mensch lernen will, ist ihm wichtig, bleibt in seinem Gedächtnis und bringt ihm Nutzen, indem es auch seine Entfaltung fördert.

3. Fragen zum Konzept des Lernorts Wuppertal
Im letzten Teil der Veranstaltung richtete das Lernortteam den Fokus auf das geplante Vorhaben am Ort. Fragen zum Konzept wurden gestellt. Wer teilnehmen kann etc.. Zur Vertiefung wurde der nächste Termin angeboten: Ein Wochenende (10.-12.04.2015) mit der Open Space-Methode.

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